Heike Meffert führt Praxis für Sprachtherapie – Großer Bedarf

Wie Tim dem Drachen zwei Zacken verpasst

VON UNSERER REDAKTEURIN UTA FÖRSTER

Zeitz/MZ. Tim würfelt zwei Augen. „Der Drache bekommt zwei Zacken“, spricht der Vierjährige schön im Satz, greift zum Farbstift und malt dem Feuer speienden Wesen ein Paar Zacken auf.

Im Spiel wird der Junge mit dem „dr“ konfrontiert. Wörter wie Dreirad, Draht, Drillinge, Drei und Dreizehn folgen. „Das hast du auch gleich richtig gesprochen. Prima“, lobt Heike Meffert den Kleinen, der für sein Alter sehr konzentriert bei den Sprachübungen mitarbeitet.

Tim zählt zu den jüngsten Patienten der Praxis für Sprachtherapie im Zeitzer Kiefernweg. „Die Bandbreite der zu Therapierenden erstreckt sich von Kindern über Jugendliche bis hin zu Erwachsenen“, erzählt deren Inhaberin Heike Meffert. Im August 1996 machte sich die Logopädin selbstständig. Bis dahin arbeitete sie in einer Kindereinrichtung.

Den Sprung in die Selbstständigkeit wägte die studierte Sprachheilpädagogin im Vorfeld ganz genau ab. Sie kam mit ehemaligen Kommilitonen ins Gespräch, sah sich gezielt in logopädischen Praxen um und informierte sich bei den Krankenkassen. Irgendwann kam der Gedanke: Das kannst Du auch! „Es war ein entscheidender Schritt, bei dem mich mein Mann unterstützte“, sagt die 38-Jährige.

Heute freut sie sich, dass alles gut gegangen ist. Nicht zuletzt deshalb, weil auch in der Elsterstadt ein großer Bedarf besteht. Aus diesem Grund stellte Heike Meffert, die in Zeitz die einzige Praxis für Sprachtherapie betreibt, im August 2000 eine gelernte Logopädin als Mitarbeiterin ein.

„Wichtig ist, dass Eltern beizeiten reagieren, wenn die Sprachentwicklung nicht altersgerecht verläuft.“ Heike Meffert

Logopädin

Behandelt werden die unterschiedlichsten Störungsbilder, angefangen von Verzögerungen in der Sprachentwicklung über Artikulationsstörungen und fehlerhafte Grammatik (Dysgrammatismus) bis hin zum Stottern und zur Aphasie (Verlust der Sprache nach Schlaganfall oder Unfällen). Stimmbehandlungen bei Berufsgruppen mit besonderer stimmlicher Belastung zählen ebenfalls mit dazu.

„Sprachentwicklungsverzögerungen und Dysgrammatismus gehen meist zusammen einher“, erklärt die Logopädin. Häufig werden Sätze verdreht oder Verben nicht richtig gebeugt. „Ein Grund dafür ist, dass Eltern sich zu wenig mit ihren Kindern unterhalten und zu wenig gemeinsam unternehmen, da durch beruflich starke Anspannungen oftmals die Zeit fehlt“, sagt die Therapeutin.

Wenn die Jüngsten zu lange vor Fernseher und Computer sitzen, würde die eigene Sprache mehr und mehr vernachlässigt. Aber auch organische Schäden führen zu genannten Störungsbildern, Hörstörungen und Einschränkungen im Bereich der Mundmotorik ebenfalls.

„Wichtig ist, dass Eltern beizeiten reagieren, wenn die Sprachentwicklung nicht altersgerecht verläuft“, spricht die Therapeutin aus Erfahrung, „damit man das Ganze möglichst bis zum Schulanfang in den Griff bekommt.“ Dazu sollten im Vorfeld der Hausarzt oder der HNO-Arzt aufgesucht werden.

Bei Schlaganfallpatienten führt die Logopädin nach Bedarf Hausbesuche durch. Auch im Georgius-Agricola-Klinikum ist Heike Meffert fast jeden Abend anzutreffen. Dazu gesellt sich die Betreuung von Kindern in den integrativen Einrichtungen in der Albrechtstraße und in der Martin-Planer-Straße von Zeitz.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 16.04.2002