Kinder lernen mit dem Computer sprechen Zahl sprachgestörter Kinder steigt – Elternverantwortung gefragt – Computer ist wichtige Hilfe
Kinder lernen mit dem Computer sprechen Zahl sprachgestörter Kinder steigt – Elternverantwortung gefragt – Computer ist wichtige Hilfe
Gesundheit Kinder lernen mit dem Computer sprechen Zahl sprachgestörter Kinder steigt – Elternverantwortung gefragt – Computer ist wichtige Hilfe Von unserem Redakteur
KLAUS-DIETER KUNICK Zeitz/MZ.
Nur mühsam kommen der fünfjährigen Theresa die Laute über die Lippen. Sie sitzt mit der Logopädin Heike Meffert vor dem Computer, um den Sprachrhythmus zu üben. Je nachdem, wie schnell Theresa spricht, hopst ein Frosch auf und nieder, was wiederum das Mädchen beflügelt, zu sprechen, denn dann bewegt sich das kleine grüne Tier. Und das ist für Theresa lustig. Zum Sprechen anregen Seit Oktober steht im integrativen städtischen Kindergarten in Zeitz der Computer zur Verfügung. Sprachübungen, Übungen zur Artikulation sowie die Förderung des Redeflusses sind mit dem Gerät möglich. Die Kinder zum Sprechen anzuregen, sei dabei nur ein Ziel, erklärte Frau Meffert. 39 sprachgestörte Mädchen und Jungen sind in dieser Einrichtung in vier Gruppen zusammengefaßt. 90 Kinder besuchen insgesamt den Kindergarten. Von den 14 Erzieherinnen ist auch Hannelore Sterzl als Logopädin ausgebildet. Einmal wöchentlich befassen sie sich mit jedem sprachgestörten Kind 30 Minuten lang. Im Tagesablauf werde das Gelernte noch weiter gefestigt. „Kinder mit Sprachstörungen reagieren oftmals bockig oder sie gehen in sich und sagen dann gar nichts mehr“, berichtet Frau Sterzl. „Kommen die Kinder mit fünf Jahren zu uns, kann man nicht innerhalb eines Jahres alles aufholen“, so Frau Meffert. Die Sprachschwierigkeiten werden mitunter auch unterschätzt, z. B. das Kleinkindhafte, wenn die Kinder `delaufen` sagen statt `gelaufen`. Die Ursachen der Sprachstörungen sind vielfältig: Streß der Eltern, haben diese Arbeit, dann fehlt oftmals die Zeit für die Kinder. Andererseits sind Eltern frustriert, weil sie keine Arbeit haben, leiden sie teilweise selbst unter Problemen. Sprachstörungen können aber auch auf Fieberkrämpfe zurückgeführt werden, genauso wie auf Röteln in der Schwangerschaft oder auf psychologische Ursachen. Manche Eltern würden aber auch die Sprachschwierigkeiten ihrer Kinder ignorieren, weil es ihnen angeblich vor den Leuten unangenehm sei, daß ihr Kind behindert ist. Beide Logopäden sind sich einig: „Die Kinder kommen leider sehr spät zu uns. Wichtig ist, daß sie so früh wie möglich mit den Sprachübungen beginnen.“ Den Schweregrad der meisten Sprachstörungen der Kinder ihrer Einrichtung bewerten beide als mittelschwer. Sprache und Denken bilden eine Einheit, lautet die Erkenntnis der Erzieherinnen, die an die Eltern appellieren, lieber einmal zu viel das Kind dem Logopäden vorzustellen, als einmal zu wenig. Der Andrang in die Einrichtung des Kindergartens in der Zeitzer Albrechtstraße ist groß. Leider können nicht alle Kinder aufgenommen werden, man wäre voll bis unters Dach. Noch im vorigen Jahr seien es drei Kinder weniger gewesen. Doch die Zahl der sprachgestörten Kinder steige ständig. Die Chancen der Heilung schätzen beide Logopäden hoch ein. „Kommt das Kind mit drei Jahren zu uns, dann sind die prachstörungen zum Schulanfang im wesentlichen behoben“, so Frau Meffert abschließend. Natürlich gebe es immer Ausnahmen. Gemindert werde auf alle Fälle die Sprachstörung.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 11.01.1996
Tags: heike, logopädin, meffert, mitteldeutsche zeitung
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